Wie funktioniert die technische Abnahme in der F1?

Die Formel 1 ist ein Sport, der Betrug äußerst ernst nimmt. Doch wie genau funktioniert die technische Abnahme in der F1? Das wichtigste Werkzeug der FIA zur Bekämpfung von Regelverstößen ist das Scrutineering-Rig, das den Technikern hilft zu bestimmen, ob ein Auto legal ist, bevor es auf die Strecke geht.

Da die technischen Vorschriften und Abmessungen in der Formel 1 so spezifisch und komplex sind, wurde das Scrutineering-Rig als ultimatives Multitool konzipiert. Es sorgt außerdem dafür, dass die Autos den Leistungs- und Sicherheitsprotokollen entsprechen.

Wichtige Erkenntnisse

  • Vor dem Event, während des Rennens und nach dem Event: Die technische Abnahme in der F1 ist ein streng geregelter Prüfprozess, der in verschiedenen Phasen eines Rennwochenendes stattfindet. Dazu gehören die technische Abnahme vor dem Rennen, um sicherzustellen, dass Fahrzeuge den Sicherheits- und Designvorschriften entsprechen, die technische Abnahme während des Rennens sowie die technische Abnahme nach dem Rennen zur abschließenden Überprüfung der Fahrzeuge.
  • Technische Konformität: Der Prüfprozess beinhaltet eine detaillierte Inspektion der Fahrzeuge, um zu gewährleisten, dass alle technischen Regulierungen eingehalten werden. Dazu gehört der Abgleich der physikalischen Komponenten mit den von den Teams bereitgestellten CAD-Dateien sowie Funktionstests wichtiger Systeme, um die Integrität des Wettbewerbs zu wahren.
  • Fahrzeuggewicht: Einer der entscheidenden Aspekte bei der technischen Abnahme ist das Wiegen der Fahrzeuge, um sicherzustellen, dass sie das von der FIA festgelegte Mindestgewicht einhalten. Das Scrutineering-Rig verfügt über spezielle Wiegeplattformen, die eine genaue Gewichtsbestimmung ermöglichen – ein kritischer Faktor hinsichtlich Legalität und Leistung.

Wie funktioniert die technische Abnahme in der F1?

Das ursprüngliche, in den USA hergestellte Scrutineering-Rig im Wert von 400.000 USD wurde 1995 eingeführt und seither nur wenig verändert. Es besteht aus einer 4,8 Meter langen und 2,3 Meter breiten Aluminiumbasis, die für Transportzwecke bei Grand Prix in zwei Teile geteilt werden kann. Die erste Aufgabe des Rig ist es, das Fahrzeug im Boxengassenbereich exakt auszurichten. Dies geschieht mithilfe verstellbarer Füße und eines hochmodernen, laserbasierten Nivelliergeräts.

Eine der Hauptfunktionen des Scrutineering-Rig in der F1 ist das Wiegen der Fahrzeuge. Vier französische Plattformwaagen mit Dehnungsmesszellen liefern extrem präzise Messergebnisse. Die Technologie bietet sogar eine eingebaute Temperaturkompensation.

Darüber hinaus werden die Waagen bei jedem Grand Prix neu kalibriert, um sie an lokale Gravitationsverhältnisse anzupassen. Denn statt Masse misst das Rig die Gravitationskraft, die auf die Masse wirkt. Selbst kleinere Abweichungen durch Höhenunterschiede oder geographische Lage können sich auf die Messung auswirken. So kann es zwischen Silverstone in England und Interlagos in Brasilien zu Gewichtsdifferenzen von bis zu 1.500 Gramm kommen.

Ein weiterer zu beachtender Punkt für F1-Teams ist die Montage einzelner Teile und deren Einfluss auf das Gesamtgewicht. Ein zu niedriges Gewicht ist genauso problematisch wie ein zu hohes. Für das Wiegen schieben Boxencrew-Mitglieder das Fahrzeug über eine Rampe auf das Scrutineering-Rig, sodass jedes Rad auf einer der Plattformwaagen steht.

Einige der Vorschriften, denen Fahrzeuge entsprechen müssen, um für Übungseinheiten und Rennen zugelassen zu werden, umfassen:

  • Abmessungen und Steifigkeit aerodynamischer Elemente
  • Motorvolumen und Steuerungssysteme
  • Kraftstoffspezifikationen und Betankungssysteme
  • Reifengewicht
  • Gesamtgewicht

Nach dem Wiegen erfolgt die Überprüfung, ob bestimmte Teile zu hoch oder zu tief am Fahrzeug angebracht sind. Dazu wird eine lange Hydraulikplatte über sechs vorgeschriebene Bohrlöcher unter dem Monocoque und entsprechende Aluminiumanschlüsse positioniert. Die Platte sollte sich 14 mm unterhalb der Referenzebene befinden – einem Standardmaß für allfällige Höhenmessungen am Fahrzeug.

Zusätzlich verwenden Teammitglieder Metallschablonen mit aufgedruckten Rasterlinien auf der Platte zur Vermessung des Fahrzeugs, um dessen Dimensionen zu prüfen und deren Einhaltung der F1-Reglemente sicherzustellen.

Der Inspektionsprozess in der Formel 1

Fahrzeuge können jederzeit einer Inspektion unterzogen werden – sobald es der Technische Delegierte der FIA für nötig erachtet. Die Fahrzeugauswahl erfolgt zufällig per Computer während des Rennwochenendes, um Fairness zu gewährleisten. Fahrzeuge, die dem Reglement entsprechen, können in wenigen Minuten überprüft werden. Bei Verstößen dauert es abhängig vom Schweregrad länger.

Eine Standard-Checkliste zur technischen Abnahme umfasst rund 60 Prüfpunkte, die an jedem teilnehmenden Fahrzeug abgearbeitet werden. Das reicht von der Dicke der Bremsscheiben bis hin zur Kontrolle, ob ein Fahrzeug vom Streckenposten in den Leerlauf versetzt werden kann. Nicht alle Prüfungen erfordern jedoch eine Stationierung im Scrutineering-Bereich. Beispielsweise lässt sich der Reifen-Barcode direkt in der Teamgarage prüfen.

Eine vollständige Fahrzeuginspektion durch das Scrutineering-Team in der Überprüfungszone kann beinhalten:

  • Höhe, Gewicht und Breite des Serien-Fahrzeugs
  • Überprüfung des Überhangs, der Konfiguration und Höhe des Heckflügels sowie der Breite der vorderen und hinteren Flügel
  • Untersuchen der Unterbodenform sowie des Heckbereichs
  • Höhe und Breite des Diffusors
  • Kontrollieren, ob sich die Karosserieteile vorschriftsmäßig um die Vorderräder formen

Obwohl das System eine beeindruckende Vielseitigkeit besitzt, ist es nicht allumfassend. So kann das Rig etwa keine Kraftstoffanalysen durchführen – dafür braucht es Geräte zur Gaschromatografie und Massenspektrometrie. Auch Software-Prüfungen zur Reglementkonformität liegen außerhalb seiner Möglichkeiten. Diese erfolgen durch spezialisierte Experten bei jedem Grand Prix, während das technische Team der FIA den Rest überprüft.

Technische Abnahme: Ein nützliches Tool und wirksames Abschreckungsmittel

Inspektionen werden auch nach dem Rennen durchgeführt. F1-Autos rollen in den Parc Fermé und werden dort noch einmal hinsichtlich Gewicht und Bauteilhöhe geprüft. Eine häufigere Nutzung des Scrutineering-Rigs ist das Wiegen von Fahrern samt Helmen. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass inklusive Auto, Kameraausstattung und Fahrer das Gesamtgewicht von 740 kg nicht überschritten wird.

Obwohl dies die häufigsten Inspektionen während Trainings oder Rennen sind, hat das technische Team darüber hinaus viel Arbeit zu leisten. Die Reglemente der Formel 1 verlangen umfassende Überprüfungen der Fahrzeugmaße – auch nachdem die Fahrer bereits zur Siegerehrung auf das Podium zurückgekehrt sind oder nach dem Rennen in die Boxengasse rollen, um mit dem Team zu feiern. Das technische Personal muss dafür sorgen, dass Fairness und Sicherheit in jedem Rennen gewährleistet sind und keine Verstöße, die einzelnen Fahrern Vorteile bringen könnten, auf der Strecke bleiben.

Das Scrutineering-Rig stellt dabei ein hochentwickeltes, multifunktionales Hilfsmittel dar, das Effizienz und Gerechtigkeit in der Formel 1 sicherstellt. Auch wenn die FIA Designer und Ingenieure zur Kreativität ermutigt, müssen die Regeln eingehalten werden, um Fahrersicherheit zu garantieren und die ordnungsgemäße Funktion der Fahrzeuge sicherzustellen.

Übersetzung aus dem englischen Artikel “How Does Scrutineering In F1 Work?

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