Wie funktionieren Onboard-Kameras in der Formel 1?

Wie funktionieren eigentlich Onboard-Kameras in der Formel 1? Eine der besten Entscheidungen, die der Formel-1-Rennsport in jüngster Zeit getroffen hat, war die Einführung der Onboard-Kamera im Cockpit der Rennwagen. Dadurch können Fernsehzuschauer das Geschehen hautnah miterleben. Sie erhalten sozusagen eine Vogelperspektive auf das Drama im Inneren des Cockpits und können dem Fahrer bei seiner Arbeit zusehen.

Entlang der Strecke gibt es viele Kameras, die die Spannung des Rennens hervorragend einfangen – sowohl für die Zuschauer vor Ort als auch für diejenigen zu Hause. Die Zuschauer können jeden Wagen auf der Strecke sehen sowie deren Position und die Wetterbedingungen. Allerdings lassen Streckenkameras die Steigungen oft harmloser erscheinen, als sie tatsächlich sind, und verfälschen das Tempo, sodass die wirklichen Geschwindigkeiten und Streckenbedingungen nicht immer realitätsgetreu vermittelt werden.

Wie funktionieren Onboard-Kameras in der Formel 1?

Onboard-Kameras hingegen bieten den Fans denselben Blick und dasselbe Gefühl, das der Fahrer beim Fahren auf der Strecke hat – allerdings aus viel mehr Perspektiven als der Fahrer selbst.

Diese kleinen Kameras können fast überall und in jeder Höhe angebracht werden – über dem Fahrer, nach hinten oder vorn gerichtet und sogar als Schwenkkameras, die dem Zuschauer einen Panoramablick auf das Geschehen ermöglichen.

Der Zuschauer kann fast jede Bodenunebenheit spüren, wenn der Fahrer über eine unebene Stelle fährt und sieht, wie nah der Wagen den Streckenbegrenzungen auf Straßenkursen wie Monaco oder Singapur kommt – und wie beängstigend das Einfahren in manche blinde Kurven für den Fahrer sein kann.

Vor dem Einzug automatischer Getriebe zeigten Kameras, die direkt über der rechten Schulter des Fahrers montiert waren, wie oft der Fahrer während des Rennens schaltete.

Der Übertragungsregisseur versuchte stets, während einer Grand-Prix-Übertragung möglichst viele Onboard-Kamerawinkel zu zeigen, damit das Publikum genau sehen konnte, was der Fahrer erlebte, wie hart er arbeitete, um das Fahrzeug unter Kontrolle zu halten, wann er irgendwelche Einstellungen am Lenkrad vornahm und welch geistige Kämpfe er durchlief, um Kontrahenten auszutricksen und zu überholen.

Frühere Versionen der Onboard-Kamera in der Formel 1

Onboard-Kameras gibt es schon seit langer Zeit. Ihren ersten Einsatz hatten sie 1956, als Mike Halliwells Team seinen Jaguar D-Type bei den 24 Stunden von Le Mans mit einer Onboard-Kamera ausstattete, um seine Runden aufzunehmen, während er mittels eines an der Kleidung befestigten Mikrofons kommunizierte.

1957 feierten Onboard-Kameras ihr Debüt in der Formel 1, als eine Kamera Juan Manuel Fangio beim Fahren auf dem Autodromo di Modena filmte. Die Kamera war hoch oben auf seinem Maserati 250F angebracht. Nicht minder beeindruckend führte Stirling Moss seine Fans 1961 mit einer Kamera durch die unzähligen Windungen und Kurven des Nürburgrings Nordschleife.

1966 wurden Vollformatkameras für die Dreharbeiten zum beliebten Film „Grand Prix“ von John Frankenheimer verwendet. Zehn Jahre später begann Jackie Stewart, der zu diesem Zeitpunkt schon kein aktiver Fahrer mehr war, Fahrzeuge mit Onboard-Kameras auszurüsten, die noch im Wettbewerb standen, um deren Fahrten aufzuzeichnen. Diese Kameras waren allerdings noch sehr groß und mussten auf Stativen am Heck des Fahrzeugs montiert werden. Im Gegensatz dazu sind heutige Kameras so klein und fortschrittlich, dass sie in schlanke, aerodynamische Verkleidungen integriert werden können.

Die Onboard-Kamera-Revolution begann jedoch nicht in der Formel 1, sondern wurde von Australiens Channel 7 vorangetrieben, insbesondere durch deren Entscheidung, die Bathurst 1000 Tourenwagenrennen zu übertragen. Die Kameras zeigten dabei direkt die Gesichter der Fahrer, während diese sich durch die vielen Kurven des bergigen Kurses kämpften – und damit den Zuschauern hautnah vermittelten, wie anstrengend das Kontrollieren der Fahrzeuge tatsächlich ist. Dies wurde besonders deutlich, als einer der Fahrer einem Ehrengast sagen musste, dass er gerade zu beschäftigt sei, um mit ihm zu sprechen.

Wann wurden Onboard-Kameras erstmals in der Formel 1 eingesetzt?

Live-Onboard-Kameras kamen erstmals 1985 bei einem Grand-Prix-Rennen zum Einsatz, als Francois Hesnaults Team seinen Renault beim Großen Preis von Deutschland mit einer Kamera ausstattete. Zuvor musste sämtliches Onboard-Material erst aufgezeichnet und im Nachhinein für die Ausstrahlung bearbeitet werden.

Heute hat sich vieles dramatisch verändert. Mit der Weiterentwicklung der Technologie wurden Onboard-Kameras 1998 zur Pflicht und sind heute ein integraler Bestandteil der Live-Übertragung von Rennen. Die Videoaufnahmen werden per Mikrowelle an das Formel-1-Managementzentrum (FOM) gesendet und von dort aus verbreitet.

Wenig überraschend sind Onboard-Kameras in Formel-1-Rennwagen mittlerweile kleiner und leistungsfähiger geworden, um Gewicht zu sparen. Heutige Kameras wiegen etwa 1,8 kg, und die Videoqualität ist deutlich besser als die der Kameras aus den 1980er Jahren. Dies liegt unter anderem an modernen Stabilisierungs- und vibrationshemmenden Montagemethoden.

Positionierung der Onboard-Kameras in der Formel 1

Früher mussten die Signale der Onboard-Kameras zunächst zu einem Helikopter gesendet und von dort aus an das Übertragungszentrum weitergeleitet werden. Dann kam FOM auf die Idee, bodengestützte Empfänger rund um die Rennstrecke zu platzieren, um die Signale zu verstärken. Typischerweise gibt es acht solcher Empfängerstandorte bei jedem Grand Prix. Diese technologische Verbesserung macht es nun auch möglich, Videoaufnahmen aus Tunneln wie in Monaco zu übertragen – etwas, das mit Helikoptern nicht funktionierte.

Das Gehäuse der Onboard-Kameras muss aerodynamisch geformt sein. Typischerweise gibt es fünf solcher Kamerapositionen rund um das Fahrzeug. Eine davon, die Position hinter dem Kopf des Fahrers auf der Oberseite des Lufteinlasses, ist von der Formel 1 vorgeschrieben. Diese Kamera kann inzwischen sowohl nach vorne als auch nach hinten gerichtet sein. In Zusammenarbeit mit FOM wurden vier weitere Kamerapositionen festgelegt: auf beiden Seiten der Fahrzeugfront, vor der Vorderachse, auf beiden Seiten der Motorabdeckung und auf der Haube direkt vor der Windschutzscheibe.

Alle Kameras am Heck des Fahrzeugs müssen am vorderen Ende eines tropfenförmigen, aerodynamischen Gehäuses angebracht sein. Dies ist notwendig, da die schmal zulaufende Form des Hecks keine geeignete Befestigungsmöglichkeit für das Kameragehäuse bietet.

Wenn Sie also das nächste Mal ein Formel-1-Auto sehen, wie es sich durch ein dichtes Fahrerfeld schlängelt, über eine Gerade beschleunigt oder stark in eine Haarnadelkurve abbremst – und all das aus Bodennähe gezeigt wird –, dann wissen Sie: All das ist nur möglich durch die geniale Technik der Onboard-Kamera.

Übersetzung aus dem englischen Artikel “How Do F1 Onboard Cameras Work?

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