Formel-1-Treibstoff: Welchen Kraftstoff verwenden F1-Autos?
Formel-1-Autos fahren nicht mehr mit reinem Benzin. Im Jahr 2024 schrieb der Sport E10-Kraftstoff vor, eine Mischung aus etwa 90 Prozent bleifreiem Benzin und 10 Prozent erneuerbarem Ethanol. Diese Änderung war der erste Schritt in einer größeren Nachhaltigkeitsoffensive: Mit den neuen Hybridantrieben ab 2026 werden F1-Teams auf einen vollkommen nachhaltigen, CO₂-neutralen Kraftstoff umsteigen, der den Nervenkitzel des Rennsports beibehält und gleichzeitig Emissionen drastisch reduziert.
Aber da es sich um die Formel 1 handelt, ist es nie so einfach…
Obwohl F1-Kraftstoff keine Verbindungen enthalten darf, die nicht auch in Benzin an regulären Tankstellen enthalten sind, unterscheidet sich die Mischung dennoch.

F1-Kraftstoff
Obwohl kommerzieller Kraftstoff und F1-Kraftstoff aus denselben Chemikalien bestehen, ist das Endprodukt für jedes F1-Team hochgradig auf maximale Leistung optimiert. Das bedeutet, dass Kraftstoff von Shell speziell für Ferrari optimiert ist und nicht dieselbe Leistung bringen würde, wenn er im Mercedes-Team verwendet würde.
Die Formel 1 ist bei der Kraftstofftechnik immer vorne mit dabei, und viele technologischen Durchbrüche wurden später auch im kommerziellen Bereich übernommen. Zum Beispiel musste laut F1-Reglement bis zum Ende der Saison 2021 der Kraftstoff zu 5,75 % aus Biokomponenten bestehen. Zwei Jahre nachdem diese Regel von der FIA eingeführt wurde, wurde sie auch für kommerzielle Kraftstoffe in Europa gesetzlich vorgeschrieben.
Ab der Saison 2022 wurde das Verhältnis der Biokomponenten durch die Einführung von E10-Kraftstoff auf 10 % erhöht.

Mit den neuen F1-Regularien für die Saison 2022 (die aufgrund von Covid-19 verschoben wurden) wollte der Dachverband den Bioanteil auf 10 % steigern, mit dem ultimativen Ziel, 2026 vollkommen nachhaltigen Kraftstoff einzuführen.
Das bedeutete einen enormen Umbruch für die Teams. Mercedes-Antriebstechniker Hywel Thomas sagte: „Die Umstellung auf E10 stellt wahrscheinlich die größte Regeländerung seit 2014 dar… man sollte den Aufwand dahinter nicht unterschätzen.“
Welchen Oktankraftstoff verwenden F1-Autos?
Kraftstoff in einem F1-Auto hat mindestens 87 Oktan, was der Vorgabe entspricht, dass das Benzin dem an Tankstellen erhältlichen Kraftstoff ähneln muss. Häufig besteht der Irrglaube, dass F1-Kraftstoff eine hochoktanige Mischung sei, die völlig anders ist als normales Benzin – das stimmt so jedoch nicht.
Die vollständigen Merkmale von F1-Kraftstoff sind in der folgenden Tabelle aufgeführt.
| Eigenschaft | Einheit | Min | Max | Testmethode |
|---|---|---|---|---|
| (RON+MON)/2 | 87,0 | ASTM D 2699/D 2700 | ||
| Sauerstoff | Gew.-% | 3,7 | Elementanalyse | |
| Stickstoff | mg/kg | 500 | ASTM D 5762 | |
| Benzol | Gew.-% | 1,0 | GC-MS | |
| DVPE | kPa | 45 | 60(1) | EN13016-1 |
| Blei | mg/l | 5,0 | ASTM D 3237 oder ICP-OES | |
| Mangan | mg/l | 2,0 | ASTM D 3831 oder ICP-OES | |
| Metalle (außer Alkalimetalle) | mg/l | 5,0 | ICP-OES | |
| Oxidationsstabilität | Minuten | 360 | ASTM D 525 | |
| Schwefel | mg/kg | 10 | EN ISO 20846 | |
| Elektrische Leitfähigkeit | pS/m | 200 | ASTM D 2624 | |
| Endsiedepunkt | °C | 210 | ISO 3405 | |
| Destillationsrückstand | % v/v | 2,0 | ISO 3405 |
Wie viel Kraftstoff verbrauchen Formel-1-Autos?
Der Kraftstoffverbrauch von F1-Autos wird nicht in Litern oder Gallonen gemessen, sondern nach Gewicht. Seit 2019 dürfen bis zu 110 kg (242 Pfund) Kraftstoff pro Rennen verwendet werden.
Dies ist eine Erhöhung gegenüber den 105 kg (231 Pfund) in 2018, da die Verantwortlichen wollten, dass die Fahrer uneingeschränkt fahren können, ohne sich Gedanken über den Verbrauch machen zu müssen. Dadurch gibt es im Rennverlauf mehr spannende Action, gerade am Ende der Rennen.
Seit 2020 dürfen sich außerhalb des Kraftstofftanks (ein einzelner Gummibehälter, genannt Blase) nur noch 250 ml Kraftstoff befinden – früher waren es zwei Liter.
So soll verhindert werden, dass Teams versuchen, mit externem Kraftstoffvorrat Vorteile zu erlangen.
Tanken F1-Autos während des Rennens?
Nein. Seit der Saison 2010 ist Nachtanken während eines Rennens aus Kosten- und Sicherheitsgründen verboten.
Teams wandten sich an die FIA und den damaligen F1-Chef Max Mosley, um das Nachfüllen aus Kostengründen zu verbieten, da der Transport der Tankanlagen sehr teuer war.
Anfangs bestand Widerstand, da Nachtanken als spannender Rennaspekt galt und schwächere Teams durch leichtere Spritmengen einen Vorteil im Qualifying hatten. Doch sie mussten früher stoppen, wodurch der Vorteil schnell schwand.
Schlussendlich setzte sich der gesunde Menschenverstand durch, und aus Sicherheitsgründen für Fahrer und Boxen-Crews wurde Nachtanken verboten – auch um Vorfälle wie beim Brasilien-GP 2009 zu verhindern, als Heikki Kovalainen mit angeschlossenem Tankgerät losfuhr und ein Feuer verursachte, das Kimi Räikkönen einhüllte.
Wie gehen F1-Autos nicht der Kraftstoff aus?
Damit ein F1-Auto nicht ohne Benzin ausrollt, analysieren die Ingenieure bereits bei den Testfahrten im Winter den Verbrauch pro Runde. Mit jeder Modifikation und neuen Rennbedingungen werden diese Daten angepasst.
Während der Freien Trainings werden Renntempi simuliert, um die Strategie zu testen und die Berechnungen anzupassen.
Auf Basis dieser Daten wird der Wagen dann für das Rennen betankt – mit dem Ziel, ausreichend Brennstoff bis ins Ziel bei möglichst geringem Gewicht mitzuführen.
Kann man normalen Sprit in einem F1-Auto verwenden?
Laut FIA müssen die verwendeten Kraftstoffe ähnlich wie handelsüblicher Treibstoff sein. Dennoch wird wegen der Innovationsfreude der Formel 1 ständig an der Grenze der Möglichkeiten gearbeitet.
Interessanterweise führten Shell und Ferrari 2011 ein Experiment durch, bei dem sie handelsübliches Shell-Benzin in einen F1-Ferrari von 2009 füllten und in Fiorano testeten.
Fernando Alonso fuhr vier Runden mit Rennkraftstoff und anschließend vier Runden mit dem Tankstellen-Sprit.
Mit Rennsprit erreichte er 1:03.950, mit dem kommerziellen Sprit war er nur 9 Zehntel langsamer. Der Rennkraftstoff half bei der Beschleunigung, aber der normale Sprit brachte eine höhere Endgeschwindigkeit!
In einer werbewirksamen Aussage meinte Alonso: „99 % der Chemie in Shell V-Power Rennkraftstoff ist mit dem identisch, was man an der Shell-Tankstelle bekommt. Der Shell V-Power Straßenkraftstoff fühlte sich genauso schnell an wie der Formel-1-Kraftstoff. Eine schöne Überraschung.“

Welchen Kraftstoff verwenden also F1-Autos? Die Antwort ist: erstaunlich ähnlich zu dem, den du in dein Auto tankst!
Nur ist die Formel 1 die Spitze des Motorsports – und F1-Kraftstoff die Spitze des Treibstoffs 😉
Formel-1-Kraftstoff: Fakten und Statistiken
- F1-Autos nutzen speziellen Hochoktan-Rennkraftstoff.
- Zur Leistungssteigerung enthalten F1-Kraftstoffe Additive und Mischkomponenten für eine bessere Verbrennung.
- Die FIA regelt exakt Zusammensetzung und Spezifikationen des F1‑Kraftstoffs.
- Jedes Team hat spezialisierte Lieferanten, deren Mischung auf den jeweiligen Motor abgestimmt ist.
- F1-Kraftstoffe müssen höchste Sicherheitsanforderungen erfüllen, um Brandrisiken zu minimieren.
- In jüngster Zeit setzt die F1 verstärkt auf nachhaltige Kraftstoffe wie Biokraftstoffe oder synthetischen Sprit.
- Die genaue Zusammensetzung bleibt meist Betriebsgeheimnis zwischen Teams und Zulieferern.
- Verbrauchsoptimierung ist zentraler Bestandteil der Rennstrategie.
- Maximal sind 110 Kilogramm Kraftstoff pro Rennen erlaubt.
- Ein F1-Auto verbraucht durchschnittlich 110 Liter Kraftstoff pro Rennen.
- Der durchschnittliche Verbrauch liegt bei rund 0,5 Litern pro Kilometer.
- Etwa 16 % des Gesamtgewichts eines F1-Autos bestehen aus Treibstoff.
- Ein Team verbraucht ca. 350.000 Liter pro Saison.
- Der höchste gemessene Kraftstoffverbrauch in einem Rennen lag bei 145 Litern pro Auto.
- In den ersten 20 Rennrunden werden durchschnittlich 50 % der Spritmenge verbraucht.
- Die Effizienz stieg in der letzten Dekade um etwa 15 %.
- Ein F1-Team kann bis zu 2 Millionen Dollar pro Saison für Kraftstoff ausgeben.
- Der Anteil an den Gesamtkosten beträgt etwa 7 % des Team-Budgets.
F1-Kraftstoff FAQ
Welche Art Kraftstoff verwenden Formel-1-Autos?
Moderne F1-Autos fahren mit bleifreiem Benzin, das mit erneuerbarem Ethanol gemischt wird. Aktuell ist dies E10 – ca. 90 % Premiumkraftstoff und 10 % Bioethanol. Die Hybridantriebe sind so abgestimmt, dass sie aus dieser Mischung unter Einhaltung aller Regeln maximale Energie ziehen.
Wie unterscheidet sich F1-Kraftstoff von normalem Benzin?
Beide beruhen auf Benzinbasis, aber F1-Kraftstoff ist für maximale Effizienz und Leistung formuliert. Er hat eine höhere Oktanzahl, enthält kontrollierte Sauerstoffverbindungen wie Ethanol und wird exakt innerhalb enger chemischer Parameter hergestellt. Im Gegensatz dazu ist Straßenbenzin für eine Vielzahl von Motoren konzipiert.
Warum stellt die Formel 1 auf nachhaltigen Kraftstoff um?
Die F1 will bis 2030 CO₂-neutral werden. Ein Baustein ist ab 2026 der Einsatz nachhaltigen, kohlenstoffneutralen Treibstoffs. Diese nachhaltigen Kraftstoffe sollen sowohl im Rennsport als auch Alltagsverkehr einsetzbar sein und so zur Dekarbonisierung beitragen. Sie stammen aus erneuerbaren Quellen wie Rest-Biomasse oder aufgefangenem CO₂.
Wie wird Kraftstoff an einem Grand-Prix-Wochenende verwaltet?
Die Benzinstrategie ist entscheidend. Teams müssen die Kraftstoffmenge vor dem Rennen angeben und dürfen nicht nachtanken. Ingenieure berechnen exakt, wie viel zur Zielrunde nötig ist inkl. Pflichtmenge (1 Liter) für die technische Abnahme. Weniger Kraftstoff bringt bessere Rundenzeiten, ist aber risikoreich. Wetter, Reifenstrategie und Trainingstests fließen in die Entscheidung ein.
Welche Änderungen kommen 2026 bei Kraftstoffregeln?
2026 führen F1 und FIA neue Hybridantriebe ein, die mehr Leistung aus elektrischen Komponenten und weniger aus Verbrennung erzeugen. Der Kraftstoff wird zu 100 % nachhaltig und fossilfrei sein. Ziel ist emissionsarmes Fahren bei gleichbleibender Spannung. Die FIA entwickelt mit Lieferanten auch Kraftstoffe, die im Straßenverkehr nutzbar sind.
Übersetzung aus dem englischen Artikel “Formula 1 Fuel: What Fuel Do F1 Cars Use?“