Auf dem Weg zur Nachhaltigkeit: Die Zukunft des F1-Kalenders

Von: Gabriel Medina

Die Formel 1 dreht sich seit jeher um Geschwindigkeit, Können und packende Wettbewerbe. Doch mit zunehmendem Bewusstsein für Umweltfragen steht die F1 vor einer neuen Herausforderung – wie sich der Sport nachhaltiger gestalten lässt. Die Spannung der Rennen ist unbestreitbar, doch der ökologische Fußabdruck, der durch das weltweite Reisen von Teams und Ausrüstung entsteht, kann nicht länger ignoriert werden. Wie also kann die F1 ihrem hochoktanigen Spektakel treu bleiben und zugleich unseren Planeten schonen?

Warum ein grünerer Kalender wichtig ist

In jeder Saison überqueren F1-Teams mehrfach den Globus und sammeln enorme Flugmeilen an. Allein im Jahr 2021 legten die Teams über 94.000 Kilometer für 23 Rennen zurück. Diese Reisen verursachen eine Menge CO2 – genau genommen 256.551 Tonnen im Jahr 2019. Der Großteil dieser Emissionen stammt aus der Logistik:

– Logistik: 45%
– Geschäftsreisen: 24,7%
– Einrichtungen und Fabriken: 19,3%
– Veranstaltungsbetrieb: 7,3%
– Emissionen der Antriebseinheiten: 0,7%

Ein hoher Preis für das Privileg, die schnellsten Autos der Welt zu sehen – aber ein Problem mit einer klaren Lösung: ein klüger gestalteter, effizienterer Rennkalender.

Ein Rückblick auf vergangene Kalender

Um das Ausmaß des Problems zu erkennen, hilft ein Blick auf die Reisestrecken der letzten F1-Saisons:

– 2021: 23 Rennen, 94.070,42 km, 119 Flugstunden.
– 2022: 23 Rennen, 116.650,14 km, 143 Flugstunden.
– 2023: 24 Rennen, 132.527,56 km, 164 Flugstunden.
– 2024: 24 Rennen, 121.595,24 km, 154 Flugstunden.

Diese Zahlen zeigen: Mit steigender Anzahl an Rennen wächst auch der Umwelteinfluss. Wenn die F1 weiter wachsen will, muss sie einen Weg finden, dies mit einem kleineren CO2-Fußabdruck zu tun.

Die Auswirkungen des Reisens

Reisen sind ein wesentlicher Bestandteil der Formel 1, aber auch die größte Emissionsquelle. Der Transport von Autos, Teilen und Personen weltweit ist für fast die Hälfte des CO2-Ausstoßes des Sports verantwortlich. Besonders Langstreckenflüge tragen erheblich bei. 2023 beispielsweise reisten die Teams von Saudi-Arabien nach Australien (über 12.787 km), nur um kurz darauf wieder nach Europa zu fliegen. Eine logischere regionale Gruppierung der Rennen könnte solche umweltschädlichen Flüge deutlich reduzieren.

Tradition und Nachhaltigkeit in Einklang bringen

Ein Teil der Einzigartigkeit der F1 liegt in ihrer Geschichte. Strecken wie Silverstone, Spa und Monza sind mehr als Rennorte – sie sind Legenden. Um diese ikonischen Veranstaltungsorte zu erhalten und gleichzeitig unnötiges Reisen zu vermeiden, könnte der Kalender in regionale Cluster eingeteilt werden. So könnte etwa ein europäischer Abschnitt nacheinander Rennen in Silverstone, Spa und Monza beinhalten, bevor es weiter nach Asien oder Amerika geht.

Rennen in der Hitze – Lektionen aus der Geschichte

F1-Rennen stellen schon immer einen Härtetest dar, doch extreme Hitze bringt alle Beteiligten an ihre Grenzen. Einige der heißesten Rennen der Geschichte – wie der Grand Prix von Bahrain 2005 mit Streckentemperaturen von 51°C – zeigen, wie anspruchsvoll solche Bedingungen sein können. Es ergibt Sinn, Veranstaltungen in heißen Regionen in kühleren Monaten oder nachts abzuhalten, wie es bereits in Bahrain und Abu Dhabi üblich ist.

Stimmen aus dem Fahrerlager

Bekannte Fahrer wie Dreifachweltmeister Max Verstappen und George Russell äußerten öffentlich Bedenken zur Belastung durch das aktuelle Rennprogramm – körperlich und mental. Der schnelle Wechsel vom Grand Prix von Las Vegas zum Saisonfinale in Abu Dhabi wird etwa als Burnout-fördernd empfunden.

Auch Teamchefs und weitere Fahrer fordern Veränderungen. So setzen sich Sebastian Vettel und Lewis Hamilton für mehr Nachhaltigkeit ein. Vettel ruft die F1 seit Jahren zu mehr Engagement in Umweltfragen auf, während Hamiltons Einsatz für Klima- und Tierschutz große Beachtung findet. Ihr Engagement zeigt: Nachhaltigkeit ist keine Modeerscheinung, sondern eine Notwendigkeit.

Auch viele Fans und Stakeholder fordern durchdachtere Veranstaltungsorte und Kalendergestaltung – besonders hinsichtlich der Anzahl der Rennen in den USA. Der Spagat zwischen Einnahmen und Nachhaltigkeit ist Thema vieler Diskussionen.

Die Notwendigkeit des Wandels

Der Versuch der FIA, durch mehr Rennen mehr Umsatz zu erzielen, steht möglicherweise im Widerspruch zur langfristigen Nachhaltigkeit der F1. Weniger oder regional logisch gruppierte Rennen könnten Emissionen senken, die Belastung für Teams verringern und bessere Vorbereitung sowie Erholung ermöglichen – was letztlich auch der sportlichen Qualität zugutekommt.

Was getan werden kann

Die F1 verfolgt bereits das Ziel, bis 2030 CO2-neutral zu werden. Doch der Rennkalender bleibt ein kritischer Hebel. Durch dessen Umstrukturierung ließen sich nachhaltigere Abläufe etablieren. Hier ein paar Vorschläge:

Option 1: Globaler Rundkurs

– Saisonstart in Melbourne, Abschluss in São Paulo.

– Konzentration auf logische Anschlussstrecken mit weniger Entfernung, z. B.:

  • Melbourne → Suzuka: 8.089,8 km
  • Suzuka → Shanghai: 1.480,0 km
  • … (weitergeführt mit allen Distanzen)

Gesamtdistanz: 51.514,62 km
Flugzeit: 76 Stunden
Effizienter als aktuelle Kalender mit 23 Rennen.

Option 2: Vertragsbasierter Kalender

– Nur Rennstrecken mit Verträgen über 2024 hinaus.
– Regional gruppiert.

  • Melbourne → Suzuka: 8.089,8 km
  • Suzuka → Shanghai: 1.480,0 km
  • … (alle Distanzen folgen)

Gesamtdistanz: 52.687,32 km
Flugzeit: 81 Stunden

Option 3: Kontinentaler Ansatz

– Start in Amerika, Finale im Nahen Osten.
– Minimiert interkontinentale Sprünge.

  • São Paulo → Mexiko-Stadt: 7.416,63 km
  • Mexiko-Stadt → Las Vegas: 2.421,05 km
  • … (Folgeabschnitte führen fort)

Gesamtdistanz: 61.759,68 km
Flugzeit: 90 Stunden

Diese Optionen zeigen: Ein umfangreicher Kalender ist möglich – mit weniger Umweltbelastung. Durch cleverere Planung lässt sich der ökologische Fußabdruck senken, ohne auf packende Rennen zu verzichten.

Abschließende Gedanken

Die Formel 1 steht an einem Wendepunkt. Sie muss einen Weg finden, die Fans weiterhin zu begeistern und gleichzeitig ihren ökologischen Einfluss zu reduzieren. Ein überarbeiteter Rennkalender bedeutet weniger Emissionen, mehr Erholung für die Teams – und ein starkes Zeichen für die Ernsthaftigkeit in Sachen Nachhaltigkeit. Das erfordert sorgfältige Planung und Veränderungswillen. Doch mit dem richtigen Kurs kann die F1 zu einer Zukunft voller Geschwindigkeit UND Nachhaltigkeit aufbrechen.

Wenn sich F1-Autos am Start aufreihen, sollten sie nicht nur für Unterhaltung sorgen – sondern auch Anführer einer nachhaltigeren Zukunft sein. Durch nachhaltige Methoden, beginnend mit dem Rennkalender, kann die F1 auch kommenden Generationen Freude bereiten – ohne unseren Planeten zu belasten.

Folgt Gabriel über die folgenden Links:

Instagram: @gmedina98

LinkedIn: linkedin.com/in/gabrielmedinapineda

Übersetzung aus dem englischen Artikel “Racing Towards Sustainability: The Future of the F1 Calendar

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